- Zytomegalie
- Zytomegalie[zu griechisch mégas »groß«] die, -/...'li|en, Speicheldrüsenviruskrankheit, Einschlusskörperchenkrankheit, weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch das Zytomegalievirus hervorgerufen wird. Die Übertragung erfolgt durch Schmier- und Tröpfcheninfektion (Speichel, Zervixsekret, Sperma, Muttermilch, Harn) oder durch Transfusion von weißen Blutkörperchen und Organtransplantation sowie bei Erkrankung von Schwangeren über die Plazenta auf das Kind.Das Virus kann in den Speicheldrüsen und (lokalisiert oder generalisiert) in fast allen Organen interstitielle Entzündungen mit Bildung von Riesenzellen und von Einschlusskörperchen in Kern und Protoplasma der befallenen Zellen verursachen; es verbleibt nach der Erkrankung wahrscheinlich in den Zellen des Monozyten-Makrophagen-Systems und wird bei Immunschwäche wieder aktiv.Bei Kindern und Erwachsenen verläuft die Erkrankung meist asymptomatisch, andernfalls nach einer Inkubationszeit von 2 bis 10 Wochen unter dem Bild einer infektiösen Mononukleose; jedoch kann es, v. a. bei Immunschwäche (Aids, immunsuppressive Behandlung, Krebs, Organtransplantation), auch zu schweren Verläufen mit Beteiligung von Lunge, Leber, Netzhaut, Zentralnervensystem sowie Blutbildveränderungen (Leukopenie, Thrombopenie, Anämie) und geschwüriger Dickdarmentzündung kommen.Die seltene Infektion des Kindes im Mutterleib kann zu intrauterinem Fruchttod oder zu Fehlgeburt, beim Neugeborenen zu schwerer, oft tödlich verlaufender generalisierter Erkrankung mit Leber- und Milzschädigung, Gelbsucht, hämorrhagische Diathese, Lungen- und Gehirnentzündung führen, in anderen Fällen nach latenter Erkrankung zu einer erst nach Jahren erkennbaren neurologischen Schädigung (u. a. Innenohrschwerhörigkeit, Sprachstörungen). Infektionen während oder nach der Geburt sind wie in späterem Alter meist unauffällig. Eine hohe Gefährdung stellen Austauschtransfusionen mit antikörperpositivem Blut dar, wenn Antikörper bei Mutter und Kind fehlen. Eine hohe Letalität (Lungenentzündung) besteht auch bei Erstinfektion von Transplantatempfängern, weshalb Organspender routinemäßig auf Zytomegalieantikörper untersucht werden.In den Industrieländern sind etwa 50 % der Erwachsenen seropositiv. Die Diagnose wird durch den direkten Erregernachweis in weißen Blutzellen, Gewebeflüssigkeiten oder durch Organbiopsie sowie Antikörpernachweis im Serum gestellt. Eine ursächliche Behandlung ist nicht möglich; zur Abschwächung eines generalisierten Verlaufs werden hoch dosierte Immunglobulingaben oder eine antivirale Chemotherapie (mit Ganciclovir und Foscarnet) angewendet.
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Universal-Lexikon. 2012.